Obstbäume richtig Düngen

22.02.2021

Obstbäume einfach, aber auch zielgerichtet düngen…

Die Vereinsaktivitäten müssen ruhen und unsere Hütte bleibt bis auf weiteres geschlossen. Wir wollen unseren Mitgliedern trotzdem mit nützlichen Informationen rund ums Thema Obstbau zukommen lassen. Als Fortsetzung der dreiteiligen Reihe zum Obstbaumschnitt dürfen wir mit freundlicher Unterstützung der ARGE-Streuobst, der Österreichische Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Streuobstbaus und zur Erhaltung obstgenetischer Ressourcen Teile des folgenden Beitrags in dieser Ausgabe der Gemeindemitteilungen veröffentlichen.

Der Autor ist Klaus Strasser vom Verein OSOGO, Obst-SOrten-Garten-Ohlsdorf, A-4694 Ohlsdorf „Obstbäume einfach, aber auch zielgerichtet düngen“:

Es ist ein großer Irrtum, dass Obstbäume keine zusätzlichen Nährstoffe benötigen. Der Eindruck täuscht, im Boden sei ohnehin alles da, aus diesem holt sich der Baum was er für sich braucht – so eine weitverbreitete Ansicht. Man darf nicht unterschätzen, wie früchtetragende Bäume den Boden mit der Zeit kräftig auslaugen. Auch beste Böden werden einmal müde. Was zusätzlich dazukommt ist, dass es nicht überall sehr gute und ideale Böden gibt. Geographisch und lokal abhängig weisen Böden besondere spezifische Mangel an Nährstoffen, Spurenelementen und Mineralien auf. Bodenproben geben hier dazu mehr Auskunft.
Ebenfalls benötigen schwachwüchsige Unterlagen bzw. Bäume reichhaltige Nährstoffzufuhr, da ihr kleines Wurzelsystem schlichtweg nicht in der Lage ist, alleinig die hohen Anforderungen an kräftigem und schönem Früchtewachstum nachzukommen.

In früheren Zeiten wurde viel Aufwand für die Pflege und Düngung der Obstbäume vorgenommen. Tierischer Mist, welcher reichlich vorhanden war, wurde in den Obststreuwiesen ausgestreut oder sogar teils eingegraben, um den Obstbäumen zusätzliche Nährstoffe zuzuführen. Tierischer Mist ist ein ganz wertvoller Dünger, dieser steht aufgrund des Wandels bzw. des Aufgebens der Landwirtschaften jedoch immer weniger zur Verfügung.
Andere Düngervarianten einzubringen ist der naheliegende Schritt. Es gibt Flüssigdünger, die sofort wirken, jedoch schwerstens zu dosieren sind. Zudem stellt die Flüssigdüngung bei unsachgemäßer Anwendung oder unpassenden Anwendungszeitpunkt eine Gefahr für das Grundwasser dar. Dünger in Granulatform ist sicherlich die nächste Lösung. Doch wie soll dies am besten erfolgen? Meine ersten Gehversuche starteten spontan mit einer Spatengabel, da sie bereits in der Gerätehütte bereitlag.

Spatengabel:
Dazu wurde die Spatengabel kräftig eingestochen, dann mehrmals nach vorne und zurück bewegt und in diese entstandenen Hohlräume das Düngergranulat eingebracht. Das Ergebnis war, dass ausgerechnet das Bodengras viel zu üppig und kräftig wuchs was unerwünscht war. Der Dünger war nicht tief genug eingeführt, das Wurzelsystem des Grases naschte daher unverfroren mit.

Alternativen:
So entstanden weitere Überlegungen, mit welchen anderen Methoden ließe sich der Dünger deutlich tiefer hinunterbringen? Dabei sollen einfache komfortable und doch günstige und unkomplizierte Werkzeuge zum Einsatz kommen.

Die sonst bekannten Erdlochbohrer, welche elektrisch oder auch mit Benzinmotor betrieben werden, beginnen ab 10cm bis 20cm Durchmesser und sind schlichtweg für diesen Zweck nicht zu gebrauchen. Zu wuchtig, zu groß und teuer sind diese Maschinen und ihrer Bohreinsätze. Sie eignen sich für das Vorbohren für Pfählen und dergleichen und das war es schon.Der Zufall musste hier kräftig mitspielen, über einen skurrilen Umweg, endlich ein passendes Werkzeug, welches aus dem Campingbereich stammt, zu entdecken. Ein Erdbohrer zum Aushub von Windstangen bzw. Einbringen von Bodenhülsen.

Erdbohrer:
Dieser Erdbohrer ist 80cm lang und hat – das ist der springende Punkt – einen Sechskantstahl für die Aufnahme in das Bohrfutter handelsüblicher Akkubohrer. Der Durchmesser beträgt 3 oder 5cm. Mit diesem Erdlochbohrer lassen sich bei passenden Böden bis zu 60cm tief hinunterbohren. Anschließend werden Langzeitdünger in Granulatform eingebracht und mit dem Erdmaterial wieder verschlossen. Das Düngedepot ist so weit tief genug, um die Wurzel der Bäume zu versorgen. Die letzten oberen 20-25 Zentimeter sollen mit der Erde angefüllt sein, sodass das oberirdische erdnahe Pflanzenwurzelsystem keine Chance mehr vom Düngedepot zu profitieren.
Bewährt hat sich der Erdbohrer mit 5cm Durchmesser, damit lassen sich Becher mit 250mL bis 330mL Inhalt Granulat Dünger einbringen. Der 3cm Bohrer ist mehr für Beerensträucher.

Bei der Handhabung ist einiges zu beachten: Ausschließlich Akkubohrmaschinen nehmen und eher schwächere Modelle mit geringer Drehzahl. Elektrischer Bohrer über Kabel verfügt über viel zu viel Kraft. Eine zu starke Maschine führt zum Verreißen der Hand und dies kann unangenehm bis schmerzlich enden. Am Erdbohrer selbst wurde mittels farbigem Isolierband 30cm, 40cm und 50cm Abstandmarkierung angebracht zwecks Orientierung der Bohrtiefe. Mit Gefühl arbeiten und die Maschine mit dem Erdbohrer ständig leicht auf- und absenken, damit das Erdmaterial noch oben gelangen kann. Schwierig bis unmöglich wird der Einsatz dieses Erdbohrers bei Schotter und steinigen Boden.

Langzeitdünger:
Sie haben den großen Vorteil, dass sie sich langsam abbauen. Es dauert bis zu 3 Monate ehe sie sich zur Gänze aufgelöst haben. Die Bäume können die Nährstoffe passend zu ihrem Wachstum aufnehmen. Eine Überdüngung und somit der Auswaschung ist ausgeschlossen. So entgeht man der Gefahr, dass das Grundwasser verseucht wird. Mir aktuell bekannte biologische bzw. organische Langzeitdünger in Granulatform sind in alphabetischer Reihenfolge: Bioadusol, Maltaflor Universal, Oscorna Bodenaktivator, so Autor Klaus Strasser.

Depotdüngung?
Mit dem Langzeitdünger steht den Obstbäumen und Beerensträuchern über einen längeren Zeitraum ein Nährstoff-, Mineral- und Spurenelementlieferant zur Verfügung. Gerade bei älteren Obstbäumen ist der Boden sehr verbraucht ist und neigt zur Vergreisung, wirkt diese Depotdüngung in Verbindung mit einem Baumschnitt wie ein Jungbrunnen.Allgemein führt eine zielgerichtete Düngung zu einer verbesserten Stabilität, Gesundheit und Robustheit der Obstbäume sowie zu einer schönen Fruchtbildung. Die Nährwurzeln der Obstbäume befinden sich im Traufbereich der Baumkrone, daher rund um diesen Bereich in 1,5-3 Meter Abständen (abhängig vom Alter der Bäume) die Depotdüngung einbringen. Eine Düngung direkt am Stamm oder Stammesnähe ist völlig sinnfrei.

Wie oft soll man düngen?
Erste Düngung Ende Februar für Wachstum und Fruchtbildung, eine zweite Düngung im Juli für den Blüten- und Fruchtansatz für das kommende Jahr.

Quelle und Rechte: Klaus Strasser OSOGO, ARGE-Streuobst, Österreich. Der vollständige Beitrag unter http://argestreuobst.at/ abrufbar. Sollte jemand nicht über die Möglichkeit verfügen ist der Beitrag bei Dominik Ströhlein ausgedruckt erhältlich.

Noch ein Hinweis: Unabhängig einer Biozertifizierung sollte eine Düngung darf nur bedarfsorientiert erfolgen. Bei einer vorliegenden Zertifizierung sind die jeweiligen Vereinbarungen zu prüfen.

 

 

Vorsitzender P. Waibler beim niederbringen einer Probebohrung. Mit einem kräftigen Schlagschrauber auch bei leichtem Frostboden problemlos möglich.

 

 

D. Ströhlein bei der Veranschaulichung „Traufbereich der Baumkrone“ zur Festlegung der Bohrposition.